Zwei ganze Wochen durfte ich diesen wundervollen Blick aufs Mittelmeer bei unglaublich leckeren Speisen in einer schier endlosen Menge und Auswahl auf der Terrasse eines 5-Sterne-Hotels genießen. Ein schlechtes Gewissen hatte ich deshalb keineswegs, konnte ich mir doch diesen Luxus aufgrund meines Fleißes und der gut laufenden Geschäfte leisten.
Das jedenfalls versuchte ich mir immer wieder einzureden. Ich sollte doch diese zwei Wochen genießen und für meine Erholung nutzen. Neue Kraft für die kommenden Projekte tanken. Doch taugen meine Erklärungsversuche, um mein „Wohlstandsmenschengewissen“ zu beruhigen?
Warum sitze ich hier umgeben von Luxus und Sicherheit und bin nicht der, der da draußen auf dem Meer beten und hoffen muss, sicher an Land zu gelangen, nicht zu ertrinken? Ich sitze nicht auf der Sonnenseite des Lebens, weil ich so fleißig und erfolgreich bin, denn ich hatte vor allem Glück.
Ich habe das Glück in Deutschland, in Europa leben zu dürfen.
Spätestens jetzt ist mir klar, dass wir in Europa nicht mehr so weitermachen und auf Kosten dieser Menschen unseren Reichtum genießen können, ohne gerecht und ohne wenn und aber zu teilen. Grenzen zu schließen ist ein unglaublich dummer Irrglaube. Wer mit Zäunen, Mauern und letztendlich mit Waffen gesicherte Grenzen als Lösung des Problems verkauft ist ein Verbrecher!