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Schlagwort: Leadership

Krawattenträger sind die wahren Rebellen!

Seit 1. Juni 2018 muss in jeder bayrischen Behörde ein Kreuz hängen. Markus Söder ließ sich medienwirksam, ein Kreuz an die Wand nagelnd, ablichten und faselte etwas von Identität in die Mikrofone von Reportern. Wen, außer den bayrischen Devotionalienhändlern, nutzt eine solche Aktion?

Cui bono?

Am 1. Mai 2015 trat das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen (FüPoG) in Kraft. Um den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen, gilt eine Geschlechterquote von 30 Prozent für neu zu besetzende Aufsichtsratsposten in etwa 100 großen Unternehmen.

Cui bono, denn Frauen in anderen Positionen verdienen bei exakt gleicher Tätigkeit durchschnittlich sechs Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

Mittlerweile gibt es ein ganze Reihe von Vorständen und Geschäftsführern, deren bleibendes Vermächtnis es sein wird, das “Du” und die “Krawattenfreiheit” im Unternehmen eingeführt zu haben. Was für eine grandiose Leistung?

Währenddessen wurden zahllose Bankfilialen geschlossen, oder die Auflagenentwicklung der Zeitung ging auf Sinkflug, immer mehr wichtige Schlüsselpositionen konnten im Unternehmen nicht mehr mit qualifizierten MitarbeiterInnen besetzt werden. Seit Jahren werden wichtige Investitionen vertagt. Statt ein modernes Customer-Relationship-Management- Systems zu nutzen, werden wichtige Kundendaten per Excell provisorisch verwaltet. Hauptsache wir tun dies per Du und ohne Krawatte.

Cui bono?

Immer häufiger wird Politik durch Symbol-Politik und echte Führung durch Symbol-Führung ersetzt. Doch Management by Strohfeuer nutzt immer nur dem, der es entzündet. So wird mancherorts das Tragen einer schicken Krawatte zu Hemd und Anzug zum Zeichen des Widerstandes wahrer Rebellen.

Vertriebstheoretiker und Blender von der Schauspielschule

Noch vor 15 Jahren waren Vertriebstheoretiker ehemalige Praktiker, die durch die Beförderung in eine Führungsposition so nach und nach den Bezug zur Praxis, zum Geschäft und zu den Kunden verloren haben.

Heute kommen die Vertriebstheoretiker direkt von der Uni.

Im besten Fall verfügen diese über Wissen, welches noch nicht in Können gewandelt wurde.

Lässt man jedoch die Blend- und Selbstdarstellungskünste der heutigen Vertriebstheoretiker auf sich wirken, könnte man meinen, diese hätten Ihren Bachelor oder Master an der Schauspielschule gemacht.

Es ist ein gefährliches Spiel, diese smarten Blender langjährigen und zuverlässigen MitarbeiterInnen als neuen Chef vor die Nase zu setzen.

Ein frustrierender Teufelskreis setzt sich auf diese Weise in Gang.

Die Leistungsträger verlassen das Unternehmen oder schalten per innerer Kündigung zwei Gänge zurück, leben ihre Motivation und ihr Engagement in der Freizeit aus. Den Vertriebstheoretikern und Möchtegernführungskräften fehlt jedoch Können und Erfahrung, um das in den Griff zu bekommen.

Deshalb müssen Führungskräfte Erfahrungen sammeln, müssen Fehlschläge verkraften, um aus diesen zu lernen und zu wachsen. Gute Führungskräfte müssen reifen, um auch in schwierigen Situationen Reife beweisen zu können.

Ist „Nicht-Führen“ das neue Führen?

Sie meinen besonders cool, besonders locker und besonders menschlich zu sein, dabei ist dieses neue Führen ein erbärmliches „Nicht-Führen“. Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, sind Lockerheit, Gelassenheit und Romantik schnell dahin. Dann „menschelt“ es eine Kündigung.

Nach monatelanger Suche ist es gelungen, die Teamleiterstelle im Vertrieb neu zu besetzen. Die Einarbeitung  der neuen Teamleiterin kann in wenigen Worten zusammengefasst werden: „Hier ist ihr Arbeitsplatz, das ist ihr Team, das sind ihre Ziele, geben Sie Gas. Sie haben bei uns alle Freiheiten, legen Sie los.“

Der Gesprächsinhalt des 4 Wochen später folgenden Jour fixe sieht so aus: „Kein Problem, dass es noch nicht rund läuft, Sie sind doch erst 4 Wochen an Bord. Legen Sie los, geben Sie Gas und glauben Sie an ihren Erfolg.“

Weitere 4 Wochen gehen ins Land und es folgt Jour fixe Nr. 2: „Langsam müssen Sie mehr Druck machen, die Zahlen sehen schlecht aus, die GF  wird langsam ungeduldig, legen sie los, geben sie Gas.“

Jour fixe Nr. 3 ist recht kurz: „Wenn Sie das nicht hinbekommen, müssen wir uns von ihnen trennen.“

Jour fixe Nr. 4 entfällt, die Stelle der Teamleiterin ist vakant, die Suche hat erneut begonnen.

Wenn das neue Führen „Nicht-Führen“ ist, dann wird der Rekrutierungserfolg von heute , schnell zur Fluktuation von morgen.

Dieses „Nicht-Führen“ kommt der Verweigerung einer Zusammenarbeit gleich, denn Zusammenarbeit heißt zusammen arbeiten und nicht nur zu reden.

Führung muss sicherstellen, dass alle können und tun, was notwendig ist, um gemeinsam erfolgreich die Unternehmensziele zu erreichen.  „Nicht-Führung“ weiß nichts und kann nichts und die lockerleichte Romantik ist schnell verflogen.

 

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